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Star Wars: Rogue One

Von Jonathan Ederer

Rogue One aus dem Jahr 2016 ist der einzige Film aus dem neuen Star Wars-Abschnitt, der mich überzeugt. Er fügt sich sowohl atmosphärisch als auch thematisch gut in das vorhandene Universum ein, kann mit glaubhaften Darstellern punkten und endet furios mit Vaders Amokgang. Das Beste ist, dass er Lust auf mehr macht, Lust auf Planeten zu verweilen und nicht zuletzt die etwas staubig gewordene Originaltrilogie mit neuen Akzenten in Szene zu setzen weiß.

Felicity Jones ist seit ihrem Auftritt als Jyn Erso mein ganz persönlicher britischer Darling. Ich weiß, einige finden ihren Auftritt und besonders ihre Rolle uncharmant und nicht weiter sympathisch. Doch mein Eindruck ist ein anderer. Getrieben von dem Zwiespalt, den die Auflehnung der Rebellen gegen das Imperium erschaffen, hadert sie mit den Plänen, jenes ach so Böse zu bekämpfen. Das Imperium schafft Raum, Ordnung und eine stabile Infrastruktur; blind dagegen zu schlagen, scheint ihr zu Recht sinnlos. Was sie dann jedoch aus der Fassung bringt, ist das Schicksal ihres Vaters, gespielt von Mads Mikkelsen, der unter dieser Riege und um sie zu schützen, zu einem Oppenheimer der weit, weit entfernten Galaxie avanciert. Dem Zerstörer der Welten, dem Vernichter der Planeten, dem Schöpfer des Todessterns.

Das eigene Schicksal mit dem der Allgemeinheit zu vereinbaren? Rogue One ist der Beweis, dass dies selten funktioniert. Galen Erso baut den Todesstern, jedoch nicht ohne eine Schlupfloch einzubauen. Wortwörtlich jenes Schlupfloch, das Luke 1977 mit Feuerkraft befüllte und so die Waffe, die seit Geonosis in den Köpfen der Sith umherspukt, pulversierte. Eine philosophische Frage, der ausgewichen wird. Oder geschickt umgangen? Doch innerhalb des Star Wars-Kosmos wird wenigstens etwas ganz klar und deutlich: Nicht immer bedeutet ein Spin-Off oder eine Fortsetzung eine monetarisierte, kreativlose und obsolete Raffinerie, die tiefer und tiefer, erfolgreich nach dem schürft, was nur als Material für den perfekten, kundenorientierten Blockbuster dienen kann. Hier wird das zurück- und zugrundeliegende Thema aus Episode IV, einer Quest, die aus einem Atari-Minispiel stammen könnte, unterfüttert und zu einem diskutierbaren Fallbeispiel für Heldentum erhoben.

Der Schöpfer des Chaos bringt also durch einen Schacht Ordnung in ein aus unserer Sicht ungleiches Gefüge der Tyrannei. Das Imperium jedoch gerät ins Schwitzen, Darth Vader ins Schnetzeln und Großmoff Tarkin ins Rendern. Doch es gibt nicht mehr nur Schwarz und Weiß, hell und dunkel, dunkle Seite und helle Seite der Macht. Forest Whitakers Charakter gehört auf rebellischer Seite zu den Extremisten, ist sich also über die Notwendigkeit von Gewalt im Klaren. Dies lässt die Originaltrilogie fast gänzlich weg und Fragen nach dem Verbleib der Hunderttausenden Arbeiter auf dem Todesstern nach dessen Zerstörung bleiben zugunsten der FSK 6-Freigabe unbeantwortet.

Die Optik ist bestechend, blendend und gritty. Nicht so dreckig, wie es hätte sein können, doch genug, um den Schlamm im Gesicht zu spüren. Die Schlacht von Scarif rundet das Setting mit dem coolsten imperialen Stützpunkt der Star Wars-Reihe ab und was bleibt ist ein ausbalancierter Eindruck der Möglichkeiten, die fast völlig ausgeschöpft wurden. Das Ende ist konsequent düster, ohne überflüssigen Schmonz, ohne peinliche Romanzen. Der nahtlose Übergang in den Krieg der Sterne ist grandios geglückt und auch wenn ich sage, dass die Absenz von Lichtschwertkämpfen nicht ins Gewicht fällt, gebe ich zu: Die Entscheidung, Darth Vader doch noch in den Film zu integrieren, war die beste, die getroffen hätte werden können. Der Mythos um Vader wird elaboriert und wir werden daran erinnert, warum jeder in der Galaxie vor ihm erzittert und bekommen schließlich erneut die Tragik seiner Figur vor Augen geführt, die ihn so einzigartig macht.


Titelbild © 2017 Walt Disney Studios Home Entertainment